Jedes Jahr werden im Bienenstaat mehrere Königinnen geboren. Aber nur eine darf bleiben! Wenn im Frühjahr die erste junge Königin schlüpft, verlässt die Altkönigin mit einem Teil des Volkes das Nest und gründet einen neuen Staat. Zwischen den frisch geschlüpften Jungköniginnen entbrennt ein Rivalinnenkampf, den nur eine überlebt. Die Siegerin wird Königin für einen Sommer.
Die Königin ist die einzige Biene im Volk die Eier produziert und Nachkommen zeugt. Im Frühjahr legt sie bis zu 2000 Eier pro Tag in den Brutzellen des Bienenstocks ab. Aus befruchteten
Eiern werden Arbeiterinnen oder Königinnen und aus unbefruchteten Eiern männliche Bienen, sogenannte Drohnen.
Aus einem befruchteten Ei entwickelt sich nur dann eine Königin, wenn die Larve mit Gelee Royal, reiner "Bienenmilch", aus der Kopfdrüse einer Arbeiterin, gefüttert wird. Larven, die
Pollen, Honig oder Nektar bekommen, werden zu Arbeiterinnen. Eine Königin paart sich nur einmal im Leben auf dem Hochzeitsflug in luftiger Höhe, dann allerdings mit 15 bis 20
verschiedenen Drohnen. Der dabei angelegte Spermienvorrat reicht der Königin für ihr ganzes, ungefähr vier Jahre langes, Leben.
Schon am Tag, an dem sie schlüpft, beginnt für eine Arbeitsbiene der Schichtdienst. Während ihrer ersten fünf Lebenstage muss sie alte Wabenzellen für die Eiablage vorbereiten und putzen.
Dann wird sie zur Ammenbiene, füttert und betreut die Brut und verstaut den Nektar. Später beginnen Drüsen am Hinterleib der Biene Wachs zu produzieren: Aus der Ammenbiene ist eine
Baubiene geworden, die mit dem Wachs Bienenwaben konstruiert.
Auch Wachdienst zur Abwehr von Feinden am Eingang des Bienenstocks oder Honigherstellung können auf dem Stundenplan stehen. Schließlich fliegt die Biene als Sammlerin aus, um Nektar und
Pollen zu suchen. Nach ungefähr sechs Wochen geht das Leben einer Sommerbiene zu Ende. Im Herbst geborene Arbeiterinnen werden bis zu neun Monate alt, denn sie müssen die Königin im
Winter füttern und die erste Brut im Frühjahr aufziehen.
Im Frühjahr und Sommer legt die Königin einige Hundert unbefruchtete Eier, aus denen Drohnen schlüpfen. Drohnen müssen von den Arbeiterinnen gefüttert werden, sie gehen nicht auf
Nahrungssuche und haben auch keinen Stachel. Ihre einzige Lebensaufgabe besteht darin auf dem "Hochzeitsflug", eine Königin zu befruchten. Wenn der Drohn sich nach der Begattung von der
Königin lösen will, reißt sein Hinterleib ab und er stirbt einige Stunden später in einem Alter von 20 bis 50 Tagen.
Für spätgeborene Drohnen besteht im August kaum noch eine Chance, auf eine paarungswillige Königin zu treffen. Sie werden von den Arbeiterinnen aus dem Stock geschmissen oder tot
gestochen. So werden die Honigvorräte für den Winter geschont
So könnte die Zukunft in der deutschen Schullandschaft aussehen: Im Biologieunterricht tauschen deutsche Schüler ihre selbst ermittelten Versuchsdaten mit Schülern in Frankreich, Japan, Indien und dem Rest der Welt aus. Sie analysieren, diskutieren und rücken unbewusst enger zusammen. Einen ersten Schritt in diese Richtung stellt das Internet-Projekt HOBOS von Forschern der Würzburger Arbeitsgemeinschaft BEEgroup dar. HOBOS bietet dem Nutzer in Zukunft die Möglichkeit zur völlig freien Beschäftigung mit dem Leben der Honigbiene und dem Erforschen ihrer einzigartigen Biologie. An einer ersten Versuchsreihe nehmen Schulen aus Europa, Südafrika und China teil. Es gilt, die Menschen für die biologische und ökonomische Bedeutung der Honigbiene zu sensibilisieren. In Teilen Chinas ist die Biene bereits ausgestorben. Dort sitzen mittlerweile ganze Familien in den Obstbäumen, um die Blüten von Hand zu bestäuben. Doch die Messlatte liegt äußerst hoch, denn ein einziges Bienenvolk fliegt an einem normalen Arbeitstag mehrere Millionen Blüten an.
Das zukunftsweisende HOBOS-Projekt wandelt auf den Spuren eines berühmten griechischen Philosophen. Wie einst Aristoteles haben auch die Forscher aus Würzburg einen gläsernen Bienenstock erschaffen, nur in digitaler Form. Auf dem Forschungsgelände der Universität befindet sich ein fest installierter Bienenstock, der rund um die Uhr von Webcams überwacht wird - unter anderem von einer Wärmebildkamera, deren Live-Bilder online begutachtet werden können. Zusätzlich ist die Bienenbehausung mit modernster Messtechnik ausgestattet, die kontinuierlich Informationen über Temperatur, Luftfeuchtigkeit oder Kohlendioxid-Gehalt und vieles mehr bereitstellt. Die ermittelten Daten können über das Internet in anschaulichen Diagrammen betrachtet und miteinander in Beziehung gesetzt werden. In diesen Momenten entfaltet HOBOS sein ganzes Potenzial, denn es veranlasst Schüler und alle übrigen Nutzer, die eigene Beobachtungsgabe zu schärfen und das analytische Denken zu schulen, um gezielt auf die Beantwortung spezieller Fragestellungen hinarbeiten zu können. Auf diese Weise lichtet sich der Nebel um die isolierten Datenfragmente und erkenntnisreiche Zusammenhänge werden sichtbar. Die BEEgroup plant in Zukunft sogar, interessierten Hobby-Forschern Forschungsaufgaben mit entsprechenden Anleitungen an die Hand zu geben, um ihre Vorhaben zu unterstützen.
Letztendlich soll das HOBOS-Projekt natürlich auch der Honigbiene selbst zugutekommen. Auf der einen Seite bedroht das weltweite Bienensterben ihren Fortbestand und gleichzeitig ist die Zahl der Honig produzierenden Imkereien rückläufig. Auf diese Weise nimmt die Bestäubungsleistung der Bienenvölker rapide ab, die weder durch den Menschen noch durch technische Anlagen ersetzt werden kann und mittlerweile einem Wirtschaftsvolumen von mehreren Milliarden Euro entspricht. Deswegen hoffen die Mitglieder der BEEgroup, dass HOBOS die Menschen für die Honigbiene sensibilisieren und potenzielle Imker oder Bienenforscher hervorbringen kann.